Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...  (Gelesen 19781 mal)

Black Ronin

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #15 am: 08 Mai 2012, 22:11:38 »

Ha. Schönes Ding. Gut gesagt !
Winkwink. Alter Durchblicker !
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #16 am: 08 Mai 2012, 22:53:10 »

@ Inverted
Mein Eindruck ist eher, dass sich der Herr Doktor lieber im echten Leben ein bisschen umgeschaut hat und seine eigenen Eindrücke verarbeitet und aufgeschrieben hat, anstelle sich mit Wirtschaftstheorien zu beschäftigen (was er selbst auch zugegeben hat, o Prinz des Durchblicks), die eben genau das sind: Theorien. Manche Leute bilden sich eben ihre Meinung aufgrund ihrer eigenen Erfahrung, statt vorgefertigte Theorien wiederzukäuen - von denen sich viele sowieso inzwischen als obsolet bis falsch erwiesen haben, ja: "tot" sind.

Genau deswegen finde ich den Text bemerkenswert: weil ihn nicht ein bezahlter und erfahrener Schreiberling verfasst hat, sondern ein "Normalmensch". Wenn man das dem Text anmerkt: um so besser. Die simple Schreibweise ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt. Wenn du dem nur mit toten Theorien begegnen kannst: nur zu. Stell dir dann aber auch die Frage, wer hier eigentlich der Romantiker ohne Realitätssinn ist.

(Egal... mit dem Herrn Durchblicker zu diskutieren hat in etwa so viel Sinn, wie in einen alten Sportschuh hinein zu sprechen; Argumentationszugänglichkeit und Kognition dürften sich auf ähnlichem Level befinden, und zurück kommt doch nur heiße, stinkige Luft.)
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PlayingTheAngel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #17 am: 08 Mai 2012, 22:53:22 »

Ich will Eure sozialromantische Kuschelecke ja nicht aufmischen, aber der Text ist größtenteils totaler Unfug und hält keinem Reality Check stand.
Inverted, ich bin auf dieser theoretischen Ebene wirklich nicht sehr tief im Thema und kannte den Begriff des "Keynesianismus" bis jetzt auch noch nicht. Was ich allerdings schon seit Jahren erlebe ist die Privatisierung "unserer", also der mit Steuergeldern errichteter Infrasturktur. Die Bahn, die Post, die Krankenhauslandschaft, diverse Wasserbetriebe und Energieversorger, und und und. Das ist ja wohl unumstritten. Ob man es nun "Neoliberalismus" oder "Keynesianismus" nennt halte ich für eine unwichtige Definitionsfrage. Soweit ich es überblicken kann wurde die Staatsverschuldung dadurch auch nicht nenneswert reduziert, mal ganz abgesehen von der katastrophalen Lage der Kommunen.
Und diesen Trend beschreibt der Autor wie ich finde recht treffend in seiner Zusammenfassung, die wie er selber ständig erwähnt, als Denkanstoß zum "selber informieren" dienen soll. Zugegeben, in einigen Passagen liest es sich tatsächlich wie Pamphlet eines Schülers, der gerade die ganze Nacht auf linken Seiten unterwegs war. Das Grundproblem bleibt aber!
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RedJanet

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #18 am: 08 Mai 2012, 23:00:56 »

Inverted bestätigt den Eindruck, den ich beim Reinlesen hatte. Zum Fertiglesen konnte mich der Text nicht animieren, da ich gleich über etliche Punkte gestolpert bin. Da lässt sich ein frustrierter Arzt über das System aus - und wirft nur so mit Begriffen um sich, die er offenbar selbst nicht versteht.
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Inverted

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #19 am: 08 Mai 2012, 23:18:49 »

Inverted, ich bin auf dieser theoretischen Ebene wirklich nicht sehr tief im Thema und kannte den Begriff des "Keynesianismus" bis jetzt auch noch nicht.
Der Keynesianismus dominiert heute die Wirtschaftspolitik der meisten entwickelten Staaten der Welt, leicht überspitzt formulliert präferiert er staatlichen Interventionismus gegenüber freien Märkten und suggeriert, dass man durch das hemmungslose Drucken von Geld und das Auf- und Wiederzubuddeln von Erdlöchern Wohlstand generiert.

Keynes und Hayek kamen privat ganz gut klar, waren aber erbitterte Widersacher in ökonomischen Fragen.

He, falls Du einigermassen fit in Englisch bist und Dich Hip-Hop nicht abschreckt kannste Dich sogar in das Thema einrappen lassen (mit lyrics!):

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Inverted

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #20 am: 08 Mai 2012, 23:21:50 »

@ Inverted
Mein Eindruck ist eher, dass sich der Herr Doktor lieber im echten Leben ein bisschen umgeschaut hat und seine eigenen Eindrücke verarbeitet und aufgeschrieben hat, anstelle sich mit Wirtschaftstheorien zu beschäftigen (was er selbst auch zugegeben hat, o Prinz des Durchblicks), die eben genau das sind: Theorien. Manche Leute bilden sich eben ihre Meinung aufgrund ihrer eigenen Erfahrung, statt vorgefertigte Theorien wiederzukäuen - von denen sich viele sowieso inzwischen als obsolet bis falsch erwiesen haben, ja: "tot" sind.

Genau deswegen finde ich den Text bemerkenswert: weil ihn nicht ein bezahlter und erfahrener Schreiberling verfasst hat, sondern ein "Normalmensch". Wenn man das dem Text anmerkt: um so besser. Die simple Schreibweise ändert jedoch nichts am Wahrheitsgehalt. Wenn du dem nur mit toten Theorien begegnen kannst: nur zu. Stell dir dann aber auch die Frage, wer hier eigentlich der Romantiker ohne Realitätssinn ist.

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Beleidigt, weil ich mich dem Mitspielen beim linken Ringelpiez mit Anfassen verweigere?
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #21 am: 08 Mai 2012, 23:29:33 »

Zum Fertiglesen konnte mich der Text nicht animieren, da ich gleich über etliche Punkte gestolpert bin. Da lässt sich ein frustrierter Arzt über das System aus - und wirft nur so mit Begriffen um sich, die er offenbar selbst nicht versteht.

Über welche Punkte bist du denn gleich gestolpert? (Von der etwas naiven Schreibweise bitte mal abgesehen.) Welche falschen Schlüsse zieht er deiner Meinung nach aus seinen Erfahrungen? Ehrlich gesagt, ich würde mich gern davon überzeugen lassen, dass er Unrecht hat, wenn er von der Reduzierung des Menschen auf seinen ökonomischen Wert spricht, vom Lobbyismus und "Leihbeamtentum", vom Verfall der Demokratie etc. Ich würde lieber in einer Gesellschaft leben, in der das nicht so ist. Aber machen Frust und schlechter Schreibstil diese Dinge unwahr?

Beleidigt, weil ich mich dem Mitspielen beim linken Ringelpiez mit Anfassen verweigere?
Mich beleidigen oder mir sonst in irgendeiner Form zu nahe treten - das können nur Menschen, die mir etwas bedeuten (oder deren Meinung mir etwas wert ist.)
« Letzte Änderung: 08 Mai 2012, 23:34:31 von CubistVowel »
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RedJanet

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #22 am: 08 Mai 2012, 23:45:03 »

Gestolpert bin ich über z. B. über folgende Formulierung: "Alle Gesundheitsreformen der letzten Jahre hatten nur ein Ziel, nämlich die gesamten Leistungserbringer derart in finanzielle Misslage zu bringen, dass man sich förmlich nach einem Heilsbringer in Form eines professionellen Großbetriebes sehnt, der einem die Last der stetigen Existenzbedrohung von den Schultern nimmt. Durch die Reformen wurde sicherlich auch Geld für die Krankenkassen gespart, aber das war nur der nachrangige Sinn, in Wahrheit wurde hier die komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung vorbereitet." Das halte ich für ziemlichen Humbug, zumal die Privaten Krankenkassen immer weiter absterben und sich wieder mehr Menschen freiwillig gesetzlich versichern.

Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. Man muss wirklich kein Bertelsmann- oder Springer-Fan sein, um das, was der Autor da äußert, als Schmähkritik zu erkennen.

Sicher ist an einigen Punkten etwas Wahres dran, aber das Ganze ist so überzogen formuliert und mit Halbwahrheiten gespickt (BILD-Niveau!), dass ich es nicht ernst nehmen kann.
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CubistVowel

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #23 am: 09 Mai 2012, 00:31:48 »

Gestolpert bin ich über z. B. über folgende Formulierung: "Alle Gesundheitsreformen der letzten Jahre hatten nur ein Ziel, nämlich die gesamten Leistungserbringer derart in finanzielle Misslage zu bringen, dass man sich förmlich nach einem Heilsbringer in Form eines professionellen Großbetriebes sehnt, der einem die Last der stetigen Existenzbedrohung von den Schultern nimmt. Durch die Reformen wurde sicherlich auch Geld für die Krankenkassen gespart, aber das war nur der nachrangige Sinn, in Wahrheit wurde hier die komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung vorbereitet." Das halte ich für ziemlichen Humbug, zumal die Privaten Krankenkassen immer weiter absterben und sich wieder mehr Menschen freiwillig gesetzlich versichern.

Vielleicht hättest du doch mal etwas genauer lesen sollen? ;) Er spricht nämlich nicht von Privaten Krankenkassen, sondern von privaten Klinikbetreibern (wie Asklepios oder Rhön) und MVZs, die von diesen großen Konzernen aufgekauft werden. Meiner Meinung nach würde eine private Monopolisierung im Krankenhausbereich durchaus gesellschaftliche Probleme aufwerfen.

Zitat
Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. Man muss wirklich kein Bertelsmann- oder Springer-Fan sein, um das, was der Autor da äußert, als Schmähkritik zu erkennen.

Sehe ich anders. Ich verstehe aber deinen Standpunkt als Redakteurin...^^ Die zahlreichen Verflechtungen der Bertelsmann-AG mit der Politik (und der Autor zählt längst nicht alle auf) sind aber trotzdem nicht von der Hand zu weisen. Das als "Schmähkritik" zu bezeichnen, halte ich für ziemlich leichtfertig.

edit:
Zitat
Sicher ist an einigen Punkten etwas Wahres dran, aber das Ganze ist so überzogen formuliert und mit Halbwahrheiten gespickt (BILD-Niveau!), dass ich es nicht ernst nehmen kann.
Ich hoffe, du hast recht; dass das Ganze überzogen ist und man es nicht ernst nehmen muss. Ich hoffe es wirklich.
« Letzte Änderung: 09 Mai 2012, 00:41:10 von CubistVowel »
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #24 am: 09 Mai 2012, 10:45:05 »

Dass sie schon längst nicht mehr regiert sondern die Lobbyisten machen lässt die die Gesetze zu ihren Gunsten schreiben und sie dann nur abnicken lassen, das halten viele für eine krude Verschwörungstheorie. Ich hingegen glaube genau das.
Das glaubst du zurecht, Messie. Zur weiteren Vertiefung des Themas empfehle ich dir Seiten wie Lobbycontrol und Lobbypedia. Leider erhält man keine absolut "objektiven" Informationen zum Thema, schließlich haben selbstverständlich weder die jeweiligen Regierungen noch die Interessenverbände und Konzerne ein Interesse daran, dass diese Einflussnahme größeren Bevölkerungsschichten bewusst wird.

Erst in den letzten Jahren konnte nach und nach das Ausmaß wenigstens halbwegs publik gemacht werden. Anhand dieser Daten und Fakten kann man längst nicht mehr von einer Verschwörungstheorie sprechen. Tatsache ist: Vertreter der Privatwirtschaft sitzen seit längerer Zeit in den Ministerien und wirken bei der Gestaltung von Gesetzen und Verordnungen mit. Dabei erhalten sie ihr Gehalt von den jeweiligen Privatfirmen/Interessengruppen weiter - von "objektiver Beratertätigkeit" kann daher also keine Rede sein. In Veröffentlichungen der Bundesregierung werden diese Lobbyisten (laut Wiki) als Externe Mitarbeiter, Entsendung oder Abordnung bezeichnet - wenn sie überhaupt genannt werden.

Ich halte diese Vorgänge - gerade in diesen Dimensionen und wegen der versuchten Verschleierung - für eine Aushöhlung der Demokratie. Wenn sich überspitzt formuliert jeder "Reiche" - unabhängig von der jeweiligen Regierung - seine eigenen Gesetze formulieren kann, hat eine Wahl dann überhaupt noch Sinn? Wenn der Ausgang der Wahlen für die Gesetzgebung sowieso keine Konsequenzen hat, da die "externen Mitarbeiter" ja dieselben bleiben?
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #25 am: 09 Mai 2012, 10:56:35 »

Es ist eine klassische Argumentationsfigur der Herrschenden, Kritik an ihren Strukturen als "zu oberflächlich", "zu einfach" oder - heute besonders beliebt - am besten gleich als "populistisch" abzubügeln, um den Kritiker als ahnungslosen Schwätzer zu diskreditieren.

Außerdem habe ich mich gerade länger mit Gruner + Jahr und deshalb auch mit Bertelsmann (und am Rande mit Springer) befasst. Man muss wirklich kein Bertelsmann- oder Springer-Fan sein, um das, was der Autor da äußert, als Schmähkritik zu erkennen.

- Interessant. Geht das auch ein klitzekleines bisschen konkreter?

Sicher ist an einigen Punkten etwas Wahres dran, aber das Ganze ist so überzogen formuliert und mit Halbwahrheiten gespickt (BILD-Niveau!), dass ich es nicht ernst nehmen kann.

- Was genau sind Halbwahrheiten? Was genau ist "überzogen formuliert"? - Ernst gemeinte Frage.
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RedJanet

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #26 am: 09 Mai 2012, 13:08:35 »

Also, da ich gerade nur kurz Zeit habe, auch nur eine kurze Antwort.

Zum Punkt der Privatisierung: Ich habe durchaus gelesen, dass es zuerst um die Privatisierung der Krankenhäuser geht. Aber der Autor zieht daraus den Schluss, dass die "komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung" anstehe. Die Verallgemeinerung stammt also keineswegs von mir, sondern vom Autor selbst.

Zu Bertelsmann: Dass ich diese Verschwörungstheorie nicht ernst nehme, hat nichts damit zu tun, dass ich Redakteurin bin. Im Gegenteil - ich arbeite weder für Bertelsmann noch für Springer und war bisher immer in kleinen, unabhängigen Verlagen tätig. Aber Bertelsmann ist nun wirklich nicht der einzige Konzern, der politische Macht hat. Und davon hat er längst nicht so viel, wie der Autor uns glauben lassen möchte - und auch nicht so viel, wie die Mohns vielleicht gern hätten. Außerdem äußert heutzutage jeder Unternehmer, dass er etwas für die Gesellschaft tun wolle, und fast jeder Konzern investiert in Stiftungen. Das ist eben medienwirksam, aber noch lang keine "verlockende Heilsbotschaft". Deshalb ist ein Vergleich mit den "Ideen von Scientology" doch etwas überzogen.

Zu den Halbwahrheiten: Der Autor vermischt immer wieder Themen miteinander, die eigentlich nichts miteinander gemein haben (wie zum Beispiel die Privatisierung der Kliniken, die dann im nächsten Satz zur Privatisierung des gesamten Systems führt). So schreibt er etwa:  „Nahezu alle Zeitschriften mit bundesweiten Auflagen befinden sich in den Händen ganz weniger Menschen (Bertelsmann, Springer, Burda, Holzbrinck, Bauer).“ Im Satz davor greift er noch den SPIEGEL als „ein vermeintlich kritisches Blatt“ an. Ausgerechnet der SPIEGEL hat aber einen eigenen Verlag. Gruner + Jahr hält lediglich 25,5 Prozent der Anteile. Der normale Leser muss nun aber denken, dass die Zeitschrift zu den in der Klammer aufgelisteten Großkonzernen gehört.

Dieses Schema scheint sich durch den ganzen Text zu ziehen. Man merkt ihm zu sehr an, dass der Autor schlecht recherchiert hat. Oder dass dieser absichtlich Dinge voneinander ableitet, die gar keinen Bezug zueinander haben. Und damit stellte sich mir von Anfang an die Frage nach der Glaubwürdigkeit - die ich leider negativ beantworten muss.

Deshalb werde ich mich nun wichtigeren Dingen zuwenden.

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Eisbär

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #27 am: 09 Mai 2012, 14:47:49 »

Ich vermute, die Wahrheit liegt wie üblich irgendwo in der Mitte.
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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #28 am: 09 Mai 2012, 15:31:26 »

Da haste recht, Eisbär.  8)

Ich meine ja auch gar nicht, dass alles Blödsinn ist, was in diesem Text steht - aber man sollte ihn vielleicht mit ein wenig Vorsicht genießen.
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Kenaz

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Re: Privatisierung, Entdemokratisierung, Lobbyismus...
« Antwort #29 am: 09 Mai 2012, 16:44:54 »

Ich habe durchaus gelesen, dass es zuerst um die Privatisierung der Krankenhäuser geht. Aber der Autor zieht daraus den Schluss, dass die "komplette Privatisierung der gesamten Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung" anstehe. Die Verallgemeinerung stammt also keineswegs von mir, sondern vom Autor selbst.

- Diese "Verallgemeinerung" begründet & erläutert er aber weitaus differenzierter, als Du das hier kolportierst. Keineswegs zieht er allein aus der Privatisierung der Krankenhäuser diesen "Schluss". Er leitet von der um sich greifenden Klinikprivatisierung auf die nicht minder um sich greifende Übernahme der medizinischen Versorgung durch MVZs über, diagnostiziert vor diesem Hintergrund eine zunehmende Monopolisierung innerhalb des Gesundheitswesens, und stellt schließlich fest, dass eben diese eine drohende Komplettprivatisierung des Gesundheitssystems extrem begünstigt. - Das ist schon ein bisschen was anderes, als das, was Du ihm hier in die Schuhe zu schieben gedenkst.

Aber Bertelsmann ist nun wirklich nicht der einzige Konzern, der politische Macht hat.

- Das behauptet der Autor auch nicht. Er stellt lediglich fest, dass Bertelsmann einer der mächtigsten Konzerne ist, die bei der politischen Entscheidungsbildung mitmischen.

Und davon hat er längst nicht so viel, wie der Autor uns glauben lassen möchte - und auch nicht so viel, wie die Mohns vielleicht gern hätten.

- Nun, das behauptest Du jetzt mal so eben. Da würde sich der geneigte Leser dann schon über ein paar Argumente freuen, die diese Behauptung auch ein bisschen untermauern.

Außerdem äußert heutzutage jeder Unternehmer, dass er etwas für die Gesellschaft tun wolle, und fast jeder Konzern investiert in Stiftungen. Das ist eben medienwirksam, aber noch lang keine "verlockende Heilsbotschaft". Deshalb ist ein Vergleich mit den "Ideen von Scientology" doch etwas überzogen.

- Aufmerksame Lektüre wäre auch hier zielführend: Der Autor behauptet nirgends, Investitionen in Stiftungen seien eine "verlockende Heilsbotschaft" (was ja schon rein semantisch völliger Käse wäre), wie Du ihm unterstellst. Er formuliert vielmehr die Zielsetzung der Bertelsmann Stiftung wie folgt: "Obwohl man in den Medien kaum den Namen Bertelsmann hört, ist es doch erklärte Politik, die Gesellschaft zu verbessern, zu reformieren und zu perfektionieren, vorwiegend in den Hinterzimmern der Macht. Übrigens relativ klar formuliert von Reinhard Mohn selbst, der wohl auch aufgrund seines Alters mittlerweile die personelle Führung in die Hände seiner Ehefrau gelegt hat."  In diesem Zusammenhang konstatiert er dann im Folgesatz einen "extrem apodiktische[n] Anspruch" seitens der Bertelsmann Stiftung und bezeichnet deren Zielsetzungen (s.o.: Gesellschaft verbessern, reformieren, perfektionieren) als "verlockenden Heilsbotschaften", die ihn an "die Ideen von Scientology" erinnern.

Wer bei einem Autor Schlamperei in der Recherche und Ungenauigkeit im Stil kritisiert, sollte selbst vielleicht mit gutem Beispiel vorangehen und seine Kritik etwas sorgfältiger formulieren.  ;)

Der Autor vermischt immer wieder Themen miteinander, die eigentlich nichts miteinander gemein haben (wie zum Beispiel die Privatisierung der Kliniken, die dann im nächsten Satz zur Privatisierung des gesamten Systems führt).

- Was Du ihm hier unterstellst, gibt der Text nicht her, aber das hab' ich ja eben schon auseinanderklabüstert.

So schreibt er etwa:  „Nahezu alle Zeitschriften mit bundesweiten Auflagen befinden sich in den Händen ganz weniger Menschen (Bertelsmann, Springer, Burda, Holzbrinck, Bauer).“ Im Satz davor greift er noch den SPIEGEL als „ein vermeintlich kritisches Blatt“ an. Ausgerechnet der SPIEGEL hat aber einen eigenen Verlag. Gruner + Jahr hält lediglich 25,5 Prozent der Anteile. Der normale Leser muss nun aber denken, dass die Zeitschrift zu den in der Klammer aufgelisteten Großkonzernen gehört.

- Wenn er sorgfältig liest, muss er das keineswegs. Der Autor schreibt lediglich - in zugegeben polemischer Zuspitzung -, man solle sich in seinen Lesegewohnheiten nicht auf den Illustrierten-/Zeitschriftenmainstream beschränken, da es auf diesem Sektor "fast egal" sei, "ob es ein vermeintlich kritisches Blatt wie „Der Spiegel“ [...] oder „Die Frau im Spiegel“" ist.

Man merkt ihm zu sehr an, dass der Autor schlecht recherchiert hat. Oder dass dieser absichtlich Dinge voneinander ableitet, die gar keinen Bezug zueinander haben. Und damit stellte sich mir von Anfang an die Frage nach der Glaubwürdigkeit - die ich leider negativ beantworten muss.

- Mir stellt sich nach der Lektüre Deines Beitrages die Frage, ob Du den Text möglicherweise lediglich quergelesen hast - und die muss ich bis zum Erweis des Gegenteils leider positiv beantworten.

Deshalb werde ich mich nun wichtigeren Dingen zuwenden.

- Dito.  :)
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