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Autor Thema: Patente auf Lebewesen?  (Gelesen 17246 mal)

CubistVowel

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Patente auf Lebewesen?
« am: 10 August 2010, 13:09:11 »

Die Zukunft unserer Nahrung

Chemiekonzerne lassen seit einiger Zeit auch konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere patentieren.

Vor Kurzem machte eine Klage gegen die englische Firma Plant Biosience Schlagzeilen: Die Firma hatte ein Patent auf einen Brokkoli angemeldet, dem (konventionell) ein paar angeblich krebshemmende Inhaltsstoffe angezüchtet wurden. Zwei andere Unternehmen hatten vor der Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts geklagt.

(aus taz.de: Das Broccoli-Patent:)
"Darum gehts: um unsere Ernährung. Denn mit Patenten auf konventionelle Pflanzen könnten Konzerne wie Monsanto, Bayer oder Syngenta ihren ohnehin hohen Anteil am Saatgutmarkt weiter ausbauen. So würden sie noch stärker bestimmen, was die Bauern produzieren - und wir essen."

"Die Juristen vor allem großer Agrochemiekonzerne wie Monsanto, BASF und Syngenta lassen neuerdings nicht nur gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere patentieren, sondern auch konventionell gezüchtete. Die Patente sichern den Unternehmen ein Monopol: Nur sie dürfen dann entscheiden, wer das Lebewesen weiter züchten und verkaufen darf. Kritiker warnen, dass die Konzerne so noch mehr Macht über unsere Ernährung erlangen. Die Patente könnten sie nutzen, um die Produktion von Lebensmitteln zu verteuern und den Markt auf noch weniger Tier- und Pflanzensorten zu beschränken als bisher."

Für mich klingt das wie die Schlimmste aller Zukunftsvorstellungen. Nur, dass es bereits heute zu großen Teilen Wirklichkeit ist. Leider ist dieses Thema eine sehr komplexe Kombination aus Juristerei, Biologie, Chemie und Technik und beinhaltet sogar religiöse Aspekte. Somit ist es für die meisten Menschen dermaßen sperrig, dass das Thema leider auch in den Medien oft untergeht. Dabei geht es hier um nichts Geringeres als um die Zukunft unserer Nahrung.

(aus spiegel.de: Die Brokkoli-Revolte:)
"Wenige Konzerne könnten sich künftig die Rechte an den wichtigsten Lebensmitteln sichern und damit die ganze Nahrungsmittelproduktion kontrollieren, fürchtet [Greenpeace-Patentexperte Christoph Then]. "Nicht nur Verbraucher werden zu Sklaven der Großkonzerne, sondern auch Landwirte, weil sie auf das Saatgut einiger weniger angewiesen sind.""

Die Patentrechte gelten/gälten nicht nur für das Saatgut und den Samen, sondern auch für sämtliche Nachkommen und die daraus hergestellten Produkte (aus Getreide, Soja, Fleisch, Gemüse, Obst, Milch, Eiern...). Das Ausweichen auf kleine Saatgutfirmen wird durch massive Aufkäufe durch die großen globalen Konzerne zunehmend erschwert. Laut Greenpeace "beherrschen inzwischen nur noch etwa ein Dutzend Firmen zwei Drittel des globalen Saatgutmarktes."

"So gibt es inzwischen Dutzende Patente, die dem des Brokkoli ähneln - von der Sonnenblume über Schweine bis zu Milchkühen. Aufsehen erregte in der Vergangenheit ein Patentantrag von Monsanto für Schweine, die mit dessen Gensoja gefüttert wurden. Die Verwertungsrechte daran sollten sich letztlich bis zum Schnitzel erstrecken. Das heißt: Die Konzerne würden mehrfach abkassieren - von der Landwirtschaft bis zum Verbraucher. Und solche Fälle dürften zunehmen. Laut Greenpeace ist die Zahl der Patentanträge dieser Art in den vergangenen Jahren auf gut 1000 stark gestiegen."

Das bedeutete also schlimmstenfalls,
1. dass durch weitere Aufkäufe kleinerer Biotechfirmen etc. wenige Großkonzerne die weltweite Nahrungsmittelproduktion völlig beherrschen würden
2. dass die Artenvielfalt sämtlicher als Nahrungsmittel genutzter Lebewesen bis auf wenige patentierte Arten schrumpfen würde, teilweise bis auf nur eine mögliche Art/Sorte
3. dass sich durch die Monopolstellung der Konzerne die Nahrung verteuern und künstlich verknappen ließe - weltweit.

Darf es wirklich sein, dass sich Agrar- und Chemiekonzerne die Rechte an Tieren und Pflanzen (und somit an unserer Lebensgrundlage) patentieren lassen - auch wenn diese Lebewesen nur durch konventionelle Zucht und nicht mal durch Gentechnik verändert wurden? Sollte es einen Unterschied geben zwischen gentechnisch veränderten und konventionell gezüchteten Lebewesen?

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colourize

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #1 am: 10 August 2010, 14:10:02 »

Patente sind ganz generell Mist. Ganz gleich ob auf lebende oder tote Dinge.
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Nies

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #2 am: 10 August 2010, 14:14:20 »

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #3 am: 10 August 2010, 16:44:09 »

Patente sind ganz generell Mist.
Das sehe ich nicht so.
Generell kann man nix generalisieren. :P

Das Thema 'Patente' ist leider wirklich kein Leichtes.
Die Quellen sind auch sehr augenwischend. Nirgends steht der Text für die Patentanmeldung.
Weiterhin ist es nur eine Patentanmeldung. Viele Unternehmen richten ihre Juristen darauf ab, schon mal mit dieser Anmeldung hausieren zu gehen. Dabei besagt die noch gar nix.

Patentieren lassen sich auch keine Gegenstände oder Ideen. Eine Idee muss neben einem gewissen 'höheren Wert' auch ein 'spezielles Verfahren' beinhalten, um zum Patent werden zu können. "Ich gieß meinen Brokkoli mit Weißenkleie, damit er keinen Schnupfen bekommt." könnte als patentwürdige Idee gelten, den 'höheren Wert' zweifle ich hingegen an.
Insofern gibt es an der Patentidee "Gieß' den Brokkoli mit Gezeugs X, damit die Pflanzenkrebssorten A,B,C und F keine Chance haben und somit die Ertragsrate der Ernte um 60% erhöht werden kann" gar nichts auszusetzen.

Es bedeutet ja schließlich nicht, dass niemand mehr Brokkoli züchten darf ohne Gezeugs X drauf zu schütten. Wenn er weiterhin Gezeugs X draufschütten will, muss er zahlen. Es zwingt ihn jedoch niemand.

Die 'Verwertungsrechte', die da angeschnitten werden, sind ein ganz anderes Problem und wirklich ausschließlich Geldeintreiberei. Zumindest in meinen Augen.

Man sollte trotz Allem den Wert eines Patentes nicht aus den Augen verlieren: der Entwickler hat eine Art Hoheitsrecht an dem dahinterstehenden 'höheren Wert'. Seine Forschungsarbeit zahlt sich dann für ihn aus. Ohne Patente hätte er 10 Jahre lang intensivst geforscht und irgend ein Herr aus der Nachbarschaft klaut sich dann sein Gezeugs X, lässt es chemisch analysieren und reproduzieren und fährt ohne nennenswerte Kosten (Forschung und Entwicklung sind immense Kosten, Analyse und Reproduktion hingegen sind zu vernachlässigen) hohe Gewinne ein.
Etwas Derartiges ist einfach nicht fair.

Der wirkliche Schwachpunkt an Patenten ist, dass sie so schwammig reguliert sind. Bei den Softwarepatenten wurde ja endlich mal eingegriffen, aber bei solchen Patenten nicht.
Insofern wundert es mich nicht, dass die EU fieberhaft an Bio-, Chemie- und sonstigen Patentregelungen bastelt und herumformuliert.
Der Missbrauch ist momentan einfach noch zu einfach.
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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #4 am: 10 August 2010, 16:46:19 »

Zitat
Ohne Patente hätte er 10 Jahre lang intensivst geforscht und irgend ein Herr aus der Nachbarschaft klaut sich dann sein Gezeugs X, lässt es chemisch analysieren und reproduzieren und fährt ohne nennenswerte Kosten (Forschung und Entwicklung sind immense Kosten, Analyse und Reproduktion hingegen sind zu vernachlässigen) hohe Gewinne ein.

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #5 am: 10 August 2010, 17:33:48 »

Jep, genau. Zum Glück nehmen die das mit der Analyse nicht so genau, so dass die Reproduktionen im Allgemeinen für die Tonne sind.
(Aber immerhin günstig...)
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CubistVowel

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #6 am: 11 August 2010, 13:14:03 »

Das Thema 'Patente' ist leider wirklich kein Leichtes.

Allerdings! es ist geradezu furchtbar, und ich freu mich, dass trotzdem ein paar auf meinen kleinen Aufsatz geantwortet haben. :)

Leider kann man dazu nicht einfach bei Google ein Stichwort eingeben und ist zumindest halbwegs informiert - und schon gar nicht so speziell Patente auf Lebewesen und Nahrung. Trotzdem ist es mMn ein überaus wichtiges Thema, und man sollte die Entwicklung unbedingt im Auge behalten. Ich würde nicht soweit gehen, dass es eine Art Verschwörung gäbe, aber wer die Nahrung der Menschen kontrolliert, hat die Welt in der Hand...

In technischen oder chemischen Zusammenhängen halte ich Patente schon für angebracht. Aber schon im Bereich Medizin geht es teilweise weit über die Grenzen des ethisch gerade noch Vertretbaren hinaus! Und auch finanziell wird mit dem Umweg über die Krankenkassen die Gemeinschaft unglaublich abgezockt.

Das Perfide ist, dass die Konzerne zuallererst Fakten schaffen, Patente anmelden, sie bekommen und sich dann in langjährigen Prozessen mit den Behörden der entsprechenden Länder auf eine oft nur teilweise Rücknahme bzw. Aberkennung einigen oder dazu verurteilt werden. So geschehen z. B. beim Basmati-Reis. S. a. http://de.wikipedia.org/wiki/Biopiraterie

Weitere Beispiele gibt's leider unendlich viele; Rooibos-Raub: Nestlé betreibt Biopiraterie mit südafrikanischen Pflanzen: Die Firma Nestlé erforschte gegen die südafrikanischen Gesetze ohne Genehmigung die Gene der Rooibos-Pflanze und meldete vor Kurzem mehrere Patente auf die Anwendung der seit jeher bekannten Wirkstoffe gegen Hautkrankheiten und Entzündungen an. Das hieße, im Moment müsste eigentlich jeder Buschmann, der sich einen Rooibos-Aufguss zur Wundbehandlung macht, theoretisch Lizenzgebühren an Nestlé zahlen.

Hoffentlich wird all dem bald ein Riegel vorgeschoben - aber wahrscheinlich wird das neue Patentrecht doch wieder extrem industriefreundlich, schließlich drängen sich in Brüssel ungleich mehr Lobbyisten als Abgeordnete.



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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #7 am: 11 August 2010, 13:20:04 »

Es bedeutet ja schließlich nicht, dass niemand mehr Brokkoli züchten darf ohne Gezeugs X drauf zu schütten. Wenn er weiterhin Gezeugs X draufschütten will, muss er zahlen. Es zwingt ihn jedoch niemand.

Nein, kein Bauer ist gezwungen, den angeblich krebshemmenden Brokkoli X anzubauen. Bisher hat z. B. Bauer Plietsch auch Brokkoli A angebaut. Nun gibt es aber von Firma X die tolle Brokkoli-X-Komplettlösung, all-inclusive mitsamt Superherbizid-Insektizid-X-Dünger, der extra für Brokkoli X erfunden wurde - und das zum 3 Jahre garantierten unschlagbaren Sonderpreis. Und Krebs will ja keiner kriegen, also wird Brokkoli X sich bestimmt ganz toll verkaufen, denkt sich Bauer Plietsch und bestellt.

Blöd nur, dass Bauer Plietsch jedes Jahr Saatgut nachkaufen muss, denn vermehren darf er selbst nicht. Außerdem produziert Brokkoli X womöglich sowieso keinen fruchtbaren Samen, aber das weiß Plietsch nicht, denn das Saatgut ist ja billig. Blöd ist auch, dass Mutter Plietsch ihren selbstgemachten Brokkoliauflauf nicht mehr auf dem Markt verkaufen darf, aber sie wird ja eh bald zu alt.

Im Jahre 4 nach X reibt sich Plietsch die Augen über die Verdreifachung der Preise. Im nächsten Jahr will er lieber wieder bei Firma A kaufen, aber die existiert nicht mehr - Fa. X hat sie aufgekauft oder vom Markt gedrängt, ebenso wie die Firmen B, C, D,...also wird wieder X angebaut. Andere Pflanzen können auf dem mit Super-X-Dünger behandelten Boden sowieso nicht mehr wachsen, aber das hat Plietsch auch noch nicht bemerkt.

Bauer Hein, sein Nachbar, aber schon, denn auf seinen angrenzenden Feldern wächst nichts mehr so richtig. Außer so einer Art Brokkoli X, aber den wollte er eigentlich gar nicht anbauen. Trotzdem hat er gerade eine Lizenzklage der Fa. X am Hals, denn diese behauptet, er hätte unrechtmäßig Saatgut X verwendet, obwohl die Durchseuchung mit Saatgut X nicht seine Schuld ist. Fa. X gewinnt diese Klage, weil sie viel mehr und viel bessere Anwälte als Hein hat. ...

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #8 am: 12 August 2010, 09:46:19 »

Es bedeutet ja schließlich nicht, dass niemand mehr Brokkoli züchten darf ohne Gezeugs X drauf zu schütten. Wenn er weiterhin Gezeugs X draufschütten will, muss er zahlen. Es zwingt ihn jedoch niemand.

Nein, kein Bauer ist gezwungen, den angeblich krebshemmenden Brokkoli X anzubauen. Bisher hat z. B. Bauer Plietsch auch Brokkoli A angebaut. Nun gibt es aber von Firma X die tolle Brokkoli-X-Komplettlösung, all-inclusive mitsamt Superherbizid-Insektizid-X-Dünger, der extra für Brokkoli X erfunden wurde - und das zum 3 Jahre garantierten unschlagbaren Sonderpreis. Und Krebs will ja keiner kriegen, also wird Brokkoli X sich bestimmt ganz toll verkaufen, denkt sich Bauer Plietsch und bestellt.

Blöd nur, dass Bauer Plietsch jedes Jahr Saatgut nachkaufen muss, denn vermehren darf er selbst nicht. Außerdem produziert Brokkoli X womöglich sowieso keinen fruchtbaren Samen, aber das weiß Plietsch nicht, denn das Saatgut ist ja billig. Blöd ist auch, dass Mutter Plietsch ihren selbstgemachten Brokkoliauflauf nicht mehr auf dem Markt verkaufen darf, aber sie wird ja eh bald zu alt.

Im Jahre 4 nach X reibt sich Plietsch die Augen über die Verdreifachung der Preise. Im nächsten Jahr will er lieber wieder bei Firma A kaufen, aber die existiert nicht mehr - Fa. X hat sie aufgekauft oder vom Markt gedrängt, ebenso wie die Firmen B, C, D,...also wird wieder X angebaut. Andere Pflanzen können auf dem mit Super-X-Dünger behandelten Boden sowieso nicht mehr wachsen, aber das hat Plietsch auch noch nicht bemerkt.

Bauer Hein, sein Nachbar, aber schon, denn auf seinen angrenzenden Feldern wächst nichts mehr so richtig. Außer so einer Art Brokkoli X, aber den wollte er eigentlich gar nicht anbauen. Trotzdem hat er gerade eine Lizenzklage der Fa. X am Hals, denn diese behauptet, er hätte unrechtmäßig Saatgut X verwendet, obwohl die Durchseuchung mit Saatgut X nicht seine Schuld ist. Fa. X gewinnt diese Klage, weil sie viel mehr und viel bessere Anwälte als Hein hat. ...



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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #9 am: 12 August 2010, 14:39:33 »

Danke! :)

Wen das Thema interessiert, kann hier weiterschauen: http://www.keinpatent.de/index.php?id=15
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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #10 am: 12 August 2010, 19:18:40 »

Patente sind ganz generell Mist. Ganz gleich ob auf lebende oder tote Dinge.
Genauso ist es.

Patente blockieren Innovation und Fortschritt und begünstigen die Entstehung schmarotzender Monopole und Bürokratien.

Gilt übrigens auch für das Urheberrecht, das Autoren eher schadet als nützt.

Es gab vor Jahren mal einen ausführlichen, hochinteressanten Artikel in der c't zu Patenten, der deren repressiven und freiheitsfeindlichen Charakter und ihre Überflüssigkeit eindrucksvoll und überzeugend illustrierte. Falls jemand einen Link haben sollte, wäre es cool, wenn er den hier posten könnte.
« Letzte Änderung: 12 August 2010, 19:44:10 von Inverted »
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messie

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #11 am: 12 August 2010, 21:29:25 »

Das Urheberrecht schadet Autoren eher, als es nützt? LOL
Der Vergleich mit der Kolonialzeit hinkt doch hinten und vorne. Der Hauptgrund, weswegen Deutschand damals weiterkam als England, wird ja klar benannt: Man kam auf die glorreiche Idee des Taschenbuchs, und das war die zündende Idee. Soviel dazu ...

Ich stelle mir das mal ohne Urheberrecht heute vor:
Ich mache ein Foto, ein Schnappschuss von einem Prominenten. Madonna in einer ganz besonderen Pose oder irgend sowas.
Eine Agentur kauft mir das Foto für 10€ ab und veröffentlicht es unter dem Namen eines ihrer Fotografen, nennen wir ihn mal A.
Das Foto wird Foto des Jahres. A wird auf zahlreichen Preisverleihungen für dieses grandiose Foto geehrt.
Ihn drauf verklagen, dass es ja mein Foto gewesen wäre und es gar nicht er war, der das Foto geschossen hat? Geht nicht! Denn das Urheberrecht ist ja abgeschafft worden ...  ::)

Das Patentrecht hat sicher inzwischen Stilblüten getrieben, denen definitiv einen Riegel vorgeschoben werden muss. Patente auf genetisch veränderte Lebensmittel, die sich aber dennoch auf natürlichem Wege fortpflanzen, ist absolut widersinnig. Generell finde ich genetischen Code nicht patentierbar, da nie zweifelsfrei bewiesen werden kann, ob bestimmte genetische Zusammenstellungen nicht doch mal durch Mutation anderswo zufällig entstehen könnten.
Das Verfahren, das dazu führt, damit der genetische Code genau so und nicht anders entsteht, zum Patent anzumelden und durchzulassen ist in meinen Augen sinnvoll. Dann wird eben jeder, der dasselbe Verfahren anwendet, Gebühren bei dem Erfinder des Verfahrens zahlen müssen, damit er es selbst nutzen kann. Logisch, er hat's ja schließlich nicht selbst erfunden, sondern musste sich die Information, wie's geht, beim Erfinder selbst besorgen.
Wenn jemand dasselbe Ergebnis mit einem anderen Verfahren erzielt, ist derjenige dann wiederum aus dem Schneider.
Dann aber hat er ja auch eigene Zeit und Energie hineingesteckt, die dann auch gerne honoriert werden kann und sollte.
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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #12 am: 13 August 2010, 15:36:49 »

Es bedeutet ja schließlich nicht, dass niemand mehr Brokkoli züchten darf ohne Gezeugs X drauf zu schütten. Wenn er weiterhin Gezeugs X draufschütten will, muss er zahlen. Es zwingt ihn jedoch niemand.

Nein, kein Bauer ist gezwungen, den angeblich krebshemmenden Brokkoli X anzubauen. Bisher hat z. B. Bauer Plietsch auch Brokkoli A angebaut. Nun gibt es aber von Firma X die tolle Brokkoli-X-Komplettlösung, all-inclusive mitsamt Superherbizid-Insektizid-X-Dünger, der extra für Brokkoli X erfunden wurde - und das zum 3 Jahre garantierten unschlagbaren Sonderpreis. Und Krebs will ja keiner kriegen, also wird Brokkoli X sich bestimmt ganz toll verkaufen, denkt sich Bauer Plietsch und bestellt.

Blöd nur, dass Bauer Plietsch jedes Jahr Saatgut nachkaufen muss, denn vermehren darf er selbst nicht. Außerdem produziert Brokkoli X womöglich sowieso keinen fruchtbaren Samen, aber das weiß Plietsch nicht, denn das Saatgut ist ja billig. Blöd ist auch, dass Mutter Plietsch ihren selbstgemachten Brokkoliauflauf nicht mehr auf dem Markt verkaufen darf, aber sie wird ja eh bald zu alt.

Im Jahre 4 nach X reibt sich Plietsch die Augen über die Verdreifachung der Preise. Im nächsten Jahr will er lieber wieder bei Firma A kaufen, aber die existiert nicht mehr - Fa. X hat sie aufgekauft oder vom Markt gedrängt, ebenso wie die Firmen B, C, D,...also wird wieder X angebaut. Andere Pflanzen können auf dem mit Super-X-Dünger behandelten Boden sowieso nicht mehr wachsen, aber das hat Plietsch auch noch nicht bemerkt.

Bauer Hein, sein Nachbar, aber schon, denn auf seinen angrenzenden Feldern wächst nichts mehr so richtig. Außer so einer Art Brokkoli X, aber den wollte er eigentlich gar nicht anbauen. Trotzdem hat er gerade eine Lizenzklage der Fa. X am Hals, denn diese behauptet, er hätte unrechtmäßig Saatgut X verwendet, obwohl die Durchseuchung mit Saatgut X nicht seine Schuld ist. Fa. X gewinnt diese Klage, weil sie viel mehr und viel bessere Anwälte als Hein hat. ...



Schön zusammengefasst :) *Daumen hoch*

Find ich auch! :)

Vor ein paar Jahren gab es einen kleinen Skandal in Indien, wo die Bauern mehrerer Dörfer aus Not Selbstmord begingen. Soweit ich mich richtig erinnere, mussten sie nämlich plötzlich Geld an Monsanto zahlen, weil der Reis, der dort seit Generationen angebaut wird, plötzlich von der Firma als Patent angemeldet war. Und das Saatgut musste dann auch von Monsanto gekauft und nicht, wie üblich, aus der Ernte gewonnen werden.

Dazu kommen dann obskure Klagen gegen Bauern wegen unerlaubter Verwendung der patentierten Pflanzenformen, auch wenn diese sich unaufhaltsam über mehrere Felder verteilen und interessante Kreuzungen durch Bestäubung produzieren, ohne dass der betroffene Bauer sich dagegen wehren kann. Ich könnte kotzen.
Wenn man dann noch bedenkt, dass es kaum Langzeitstudien über die Auswirkungen von Genmanipulation bei Lebensmitteln auf die Konsumentengibt, wünsche ich mir, ich könnte mir eine Vollversorgung mit dem guten Bioessen leisten. Das ist inzwischen natürlich auch nicht mehr ganz "sauber", aber immerhin sind die Kontrollen dort deutlich schärfer.

Zum Thema Patente allgemein: einiges an Patenten kann ich gut verstehen, für neue Maschinen und Prozesse usw., in die jahrelange Forschung geflossen ist. Irgendwie muss sich ein Erfinder ja gegen den Diebstahl der Ideen wehren können. Aber existierende Pflanzen? Und seien es auch nur einzelne Bestandteile oder Wirkstoffe? Das ist krank.
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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #13 am: 13 August 2010, 17:03:07 »

Ja Monstanto ist einer der bösartigsten Konzerne, die man sich überhaupt vorstellen kann.
Passt gut zu Blackwater, Halliburton & Co.

Ein bekannter Psychologe hatte mal attestiert, wenn Konzerne Personen wären, würde man sie als Psychopathen diagnostizieren, denn genau so verhalten sie sich.
Für oben genannte Firmen wäre "Psychopath" noch totale Schmeichelei. Auch mit "Krank, Irre, Pervers und Durchgeknallt" würde man die Perversen sehr beleidigen.

Doof nur, dass gerade in Amerika, Konzerne in vielen Belangen rechtlich eben wie Personen behandelt werden.
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Im Falle eines Missverständnisses:
Ich bin zutiefst bösartig und hinterhältig (kein Wunder bei dem Sternzeichen) und habe grundsätzlich niedere Beweggründe für fast alles.

CubistVowel

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Re: Patente auf Lebewesen?
« Antwort #14 am: 13 August 2010, 19:19:16 »

Ein bekannter Psychologe hatte mal attestiert, wenn Konzerne Personen wären, würde man sie als Psychopathen diagnostizieren, denn genau so verhalten sie sich.
und sie würden eine gute Vorlage für den nach Weltherrschaft strebenden Bösewicht im nächsten James-Bond-Film abgeben... ;)

Ich dachte immer, Patente im Bereich Technik wären wichtig als Anreiz für Forschung und "Fortschritt", aber mir kommen so langsam Zweifel, weil ich überall immer wieder lese, dass sie gerade den Fortschritt behindern. Aber was sollte Firmen dazu bringen, Unmengen Geld in Forschung zu stecken, wenn nicht die Gewissheit, die nächsten 20 Jahre damit Geld verdienen zu können?

Aber womöglich ist diese Meinung etwas überholt, denn viele Konzerne deklarieren ja betrügerisch ihre biologischen als technische Verfahren und haben dann das Ergebnis gleich mit patentiert!



Dazu kommen dann obskure Klagen gegen Bauern wegen unerlaubter Verwendung der patentierten Pflanzenformen, auch wenn diese sich unaufhaltsam über mehrere Felder verteilen und interessante Kreuzungen durch Bestäubung produzieren, ohne dass der betroffene Bauer sich dagegen wehren kann. Ich könnte kotzen.

Krass - sind die durch die Felder gelatscht und haben Proben von fremden Äckern gezogen? Das hört sich für mich richtig abgebrüht an...

Ich frage mich nämlich dabei auch, wie genau die Konzerne die Verwendung ihrer patentierten Lebewesen eigentlich kontrollieren bzw. kontrollieren wollen? In Deutschland wäre es allerdings einfach, wir haben ja demnächst lauter arbeitslose GEZ-Schnüffler, die man dafür rekrutieren könnte... ;)
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