Schwarzes Hamburg

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Autor Thema: Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren  (Gelesen 3998 mal)

ludowika

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Verknüpft mit dem Nachruf auf die längst verblichene Hamburger Electro-Kombo 'Abortive Gasp' (Elphi-Video) wird ein Gegensatz dokumentiert zwischen schwarzer Electroszene und Punk à la 'Feine Sahne Fischfilet'. Die einen sind offenbar zu unpolitisch und die anderen Zeitgeist-konform ...

Mahnender Rückblick auf Hamburgs frühe Elektroschocker - Zitat: "Wenn ihr gegen den gesellschaftlichen Konsens anrockt, dann wird euch nur ein kurzes Dasein beschieden sein. Dafür werden Presse- und Medienkonzerne sorgen - und das ist gut so !"
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nightnurse

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #1 am: 30 November 2018, 23:25:33 »

Ich hab jetzt nicht verstanden, was mir die Pressemitteilung und der Post sagen möchten.
SPV hat die Mastertapes von Abortive Gasp gekauft und möchte demnächst den Backcatalogue wiederveröffentlichen?
Die Herren wollen schonmal vorbereiten, demnächst auf Reunion-Tour zu gehen und das tun sie, indem sie zeigen lassen, was für schlimme politisch inkorrekte Finger sie doch waren?

Klingt alles etwas ::) ::)

Darüber hinaus frage ich mich, ob die Pressemitteilung nun extrem einfältig oder ein nur halb raffiniertes Hundepfeifenkonzert ist. Das ist eigentlich das Interessanteste daran ^^

Ich bin übrigens froh über jeden Musiker, der mich mit seiner Politik in Ruhe lässt. 
Womit ich nix gegen Claus Larsen gesagt haben will. Aber sonst so.
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colourize

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #2 am: 01 Dezember 2018, 20:38:45 »

Wieso "soll" sich irgendwer positionieren? Warum denn?

Ich bin ein durchaus politischer Mensch und spiele seit ca. 25 Jahren immer in irgendwelchen Bands. In einer "politischen" Band habe ich allerdings noch nie gespielt, und ich habe auch nicht vor das zu ändern. Dazu fehlt mir eindeutig der Bock auf Massenbekehrungen durch Mikrofone.
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nightnurse

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #3 am: 01 Dezember 2018, 22:25:53 »

Jetzt kommst DU und nimmst die Frage ernst ::) ;D

Ich bewundere immer noch diese Pressemitteilung. SPV Recordings ist eine nicht sehr fleißige Unterkategorie von SPV (FB-Seite totally tot since 2015, 3 Veröffentlichungen 2017). Was mir aber nicht plausibel macht, warum sie irgendwas bei einem kostenlosen PR-Anbieter (und sonst nirgends) veröffentlichen müssten.
Die Titel der "längst verblichenen Band", die da "durchs Internet geistern", findet man auf Soundcloud- oder Bandcampaccounts mit Bandnamen ::)
Das Label Harsh Reality Music hat seit 2007 nix mehr veröffentlicht, weiss nicht, ob die diesen Winter an irgendwas erinnern wollen werden ::)

Fragen über Fragen.
 
Wadde ma, da wör doch wat... - der Link im dortigen Eingangspost führte aber mal zu was anderem, ne. Der im letzten Post doch auch o.- Der Wikipedia-Artikel hat sich auch nicht gehalten ::) aber versuchts ruhig weiter.
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SchwarzMetallerHH

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #4 am: 02 Dezember 2018, 12:36:31 »

Woran SIE sich so alles erinnernt. :o

Für mich sind Musik und Politik zwei Paar Schuhe.
Und das finde ich gut so.

Das ist auch der einzige Punkt wo ich mir beim Wutzrock unsicher bin. Die bekennen sich ja offen links.
Glücklicherweise wird das während der Veranstaltung aber oft 'links liegen gelassen'. ;D
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RaoulDuke

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #5 am: 03 Dezember 2018, 09:09:14 »

Das ist eine wirklich desaströse Pressemitteilung, die mich nur den Kopf schütteln lässt.

Wenn man eine Passage schreibt wie:

"Das abrupte Ende der Band mitten in der Einheitseuphorie des Winters 1989/90 mag man musikalisch bedauern, aber unter einem anderen Aspekt sollte man froh darüber sein: Wenn man Texte und Haltung der blutjungen Hamburger betrachtet, könnte man vermuten, dass ABORTIVE GASP mit ihrem Überstrapazieren der Kunstfreiheit heute nicht auf der richtigen Seite stünden, die Minderheiten sensibel behandelt. Was ihnen zum Islam oder #MeToo einfallen würde, möchte man lieber gar nicht wissen. Paal und Lühr zelebrierten musikalisch eine unverhohlen maskulistische Jungmännerwelt - und das außerhalb des Hiphop sowie ohne Migrationshintergrund oder homosexuelles Alibi."

Dann lese ich heraus, dass man Kunstfreihheit also überstrapazieren kann und dass es SPV Recordings obliegt, festzustellen, wann das der Fall ist. Man stünde sonst nicht auf der "richtigen Seite".

Mal im Ernst: Was würde GG Allin heute dazu sagen, oder die Sex Pistols? Kunstfreiheit ist, wie der Begriff schon sagt, die Freiheit der Kunst, und das Statement halte ich echt für Unsinn. Wer die Staatskapelle Feine Sahne Fischfilet toll findet, der kann das ja tun, aber dass sich irgendeine Szene auf irgendeiner Seite positionieren soll, ist der falsche Anspruch.

Statements wie diese bringen mich schnell zu einem Gedanken, den ich zuerst bei Paul Joseph Watson vernahm: "You can't be the dominating culture AND the counterculture!" Er folgert daraus: "Conservatism is the new counterculture!"

Auch eine politische Positionierung, und (wie natürlich auch die von SPV Records selbst) eine vertretbare. Szenen sollten sich zu gar nichts positionieren müssen, schließlich handelt es sich um eine Gruppe von Individuen, die alle ihre eigene Meinung haben.
« Letzte Änderung: 03 Dezember 2018, 11:42:16 von RaoulDuke »
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nightnurse

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #6 am: 03 Dezember 2018, 11:31:16 »

(Ich widerstehe ja seit Tagen der Versuchung, einen Leserbrief an SPV zu schreiben ;D weil ich, ohne zu wissen, warum ::), mich immer wieder frage, ob das wirklich ein offizielles SPV-Statement ist.)
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banquo

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #7 am: 05 Dezember 2018, 20:53:58 »

Das würde mich allerdings auch interessieren. Wie haben ja mit dem Threadersteller einen bandnahen Forumsnutzer hier, magst du uns das vielleicht erläutern? In welchem Verhältnis steht die Band zu SPV? Und wie darf man diese Pressemitteilung deuten?
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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #8 am: 06 Dezember 2018, 12:10:35 »

Dann lese ich heraus, dass man Kunstfreihheit also überstrapazieren kann
Kann man nicht? Das ZPS würde sich über diese Feststellung freuen ;)
Zitat
die Staatskapelle Feine Sahne Fischfilet
Ernsthaft? Eine Gruppe die als staatsfeindlich vom Verfassungsschutz beobachtet wird, bezeichnest Du als "Staatskapelle"?
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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #9 am: 06 Dezember 2018, 13:01:52 »

 ::) FSF waren, Du hast es vielleicht mitbekommen, in letzter Zeit zwei- oder 3x von wiesollmansagen staatstragender Seite zu Veranstaltungen eingeladen. Das ändert...einfach alles.

Aber darum geht´s hier eigentlich nicht. Sondern um eine Band, deren Namen niemand mehr kennt und die das auch nicht ändern zu wollen scheint :-X (tote Homepage im Userprofil, kein Verweis auf Bandcamp oder Soundcloud oder Discogs...).
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RaoulDuke

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #10 am: 06 Dezember 2018, 13:11:58 »

Dann lese ich heraus, dass man Kunstfreihheit also überstrapazieren kann
Kann man nicht? Das ZPS würde sich über diese Feststellung freuen ;)

Wenn ich im Namen der Kunst strafbare Handlungen begehe, bleiben sie strafbar. Wenn ich im Namen der Kunst unmoralische Handlungen vollziehe, bleiben sie unmoralisch.

Die Kunst selbst jedoch kann aus meiner Sicht nicht als Kriterium für die Zulässigkeit von etwas dienen. Was ist denn Kunst oder nicht? Mir persönlich egal, solange es nicht strafbar ist. Und diese Mischung aus Mitteilung und Nachruf argumentiert mit der Freiheit eben dieser Kunst.

Meinetwegen ist auch das ZPS Kunst. Ich hoffe es sogar, denn alles andere ist gruselig. Irgendein Motiv muss man ja haben für sein Tun.

Zitat
die Staatskapelle Feine Sahne Fischfilet
Ernsthaft? Eine Gruppe die als staatsfeindlich vom Verfassungsschutz beobachtet wird, bezeichnest Du als "Staatskapelle"?

Eine Band, deren Konzerte vom amtierenden Bundespräsidenten beworben werden, erlaube ich mir so bezeichnen, ja.
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nightnurse

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #11 am: 07 Dezember 2018, 19:27:54 »

Zitat
die Staatskapelle Feine Sahne Fischfilet
Ernsthaft? Eine Gruppe die als staatsfeindlich vom Verfassungsschutz beobachtet wird, bezeichnest Du als "Staatskapelle"?

Eine Band, deren Konzerte vom amtierenden Bundespräsidenten beworben werden, erlaube ich mir so bezeichnen, ja.

Die Logik "Person X spricht sich für [irgendwas] aus, also ist [irgendwas] Person X zugehörig!" erscheint mir eine Form von association fallacy.

Übrigens war es genau 1 (ein) Festival, auf dem FSF neben anderen Bands aufgetreten sind. Ob der Steinmeier das hätte posten sollen, kann man ja diskutieren, aber daß jemand per einmaliger Erwähnung zum Staatsmusiker wird, ist mir doch etwas zu...einfach.

(Immerhin wären dann die Toten Hosen auch Staatsband, das wär mal was anderes als immer nur Heino und Wagner.)
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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #12 am: 07 Dezember 2018, 21:27:09 »

Eigentlich hast Du ja Recht Nurse, und das ist mir auch schon zum Zeitpunkt des Postens bewußt gewesen.

Für oder gegen den Staat oder das System sein ist nach meiner Einschätzung derzeit in der Regel nur noch Pose - wenn Slime und Toxoplasma zum Hamburger Hafengeburtstag spielen, was kann man dann noch verlässlich als staatsfeindlich einschätzen?

So oder so, bevor der Begriff zum Zankapfel wird - er war nur eine Provokation.
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nightnurse

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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #13 am: 07 Dezember 2018, 23:46:44 »

So oder so, bevor der Begriff zum Zankapfel wird - er war nur eine Provokation.

Ich hatte gehofft, daß Du sowas sagen würdest *uff* ^^

Systemgegnerschaft als Pose, ja, das ist wohl verbreitet, und vermutlich nicht nur in der Musik.
(Slime aufm Hafengeburtstag...Slime wären ja bekloppt gewesen, wenn sie die Kohle und die Gelegenheit hätten sausen lassen. Einerseits. Andererseits hat sie das jede Menge credibility gekostet. Muss man sich fragen, warum haben sie das nun getan. Ich hab das nicht näher verfolgt.)

Naja, aber mir ist, wie ich erwähnte, eher wichtig, von Musikern politisch in Ruhe gelassen zu werden. Ich hab in den 80ern genug Protestsongs gehabt, ich brauch momentan keine für mein Wohlbefinden; was der Musiklieferant meiner Wahl so privat denkt, kann er gerne für sich behalten, ich will bitte nur die Musik, sonst muss ich mir noch Gedanken darum machen, ob ich die Musik weiter hören will, wenn ich die Typen dämlich finde o.o
/rant
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Antw:Die schwarze Electroszene soll sich politisch deutlicher positionieren
« Antwort #14 am: 09 Dezember 2018, 09:26:54 »

So oder so, bevor der Begriff zum Zankapfel wird - er war nur eine Provokation.

Ich hatte gehofft, daß Du sowas sagen würdest *uff* ^^

Ich gebe zu, dass in dieser Zeit des Bekenntniszwangs und des immensen Drucks von allen Seiten, immer das politisch Korrekte zu sagen, zu tun, zu denken und zu Leben der Drang nach Provokation eine immense Verlockung ausübt. Vielleicht habe ich doch irgendwo einen inneren Punk, aber gerade als 100% auf dem Boden der Verfassung stehender Freigeist lösen Statements wie das (vermeintlich?) von SPV abgegebene in mir einen kurzen, schwer kontrollierbaren Schub des Rebellentums aus.

Naja, aber mir ist, wie ich erwähnte, eher wichtig, von Musikern politisch in Ruhe gelassen zu werden. Ich hab in den 80ern genug Protestsongs gehabt, ich brauch momentan keine für mein Wohlbefinden; was der Musiklieferant meiner Wahl so privat denkt, kann er gerne für sich behalten, ich will bitte nur die Musik, sonst muss ich mir noch Gedanken darum machen, ob ich die Musik weiter hören will, wenn ich die Typen dämlich finde o.o
/rant

Das geht mir sehr ähnlich - bei mir ziehen sich derzeit bei politischen Positionierungen von Musikern, gerade wenn sie von bisher nur begrenzt politisch auftretenden Bands stammen, die dann plötzlich sehr sehr deutliche Positionen einnehmen (bis zum Gewaltaufruf, ich äußerte mich dazu auf Facebook) die Augenbrauen hoch. OK, eine Augenbraue.

Die Spaltung der Gesellschaft ist schon so tief, dass ich ganz persönlich Dialog für angemessen halte, keine Eskalation oder Vertiefung der Spaltung - und die wäre gerade dann gegeben (um irgendwie den Bogen zum Eingangspost zu spannen), wenn Szenen irgendwie gesamthaft Stellung bezögen, was sich de fakto nur darin auswirken würde, dass Personen, die diese Positionierung nicht oder nicht vollumfänglich teilen, ausgeschlossen würden. Und das kann irgendwie nicht richtig sein - es "kapert" die Idee der Szene und führt zu einer Zweckentfremdung.
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