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Facebook-Nutzerzahl rückläufig

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RaoulDuke:
Habe gerade eine Nachricht gelesen, die mich sehr überrascht hat. Ich hätte ziemlich hoch darauf gewettet, dass Facebook langsam aber sicher der Standard für soziale Interatkion im Web wird, und langfristig alles in sich aufsaugt, was es an Alternativen gibt - wegen Skaleneffekten bei den Kosten (aufgrund derer man immer wildere Services anbieten kann) und weil die Anmeldung um so attraktiver ist, je mehr User schon da sind. Ein natürliches Monopol sozusagen.

Aber was passiert? Die Userzahlen sind rückläufig...
Der Hauptgrund ist dem Artikel zufolge, dass die Nutzer Facebook "nicht mehr cool" finden. Nanu?

Naja, offensichtlich sind auch in das Forum hier Leute zurückgekehrt, aber verstehen tue ich das nicht so ganz. Hat Facebook nicht das Potential, alles zu bieten, was man von sozialer Interaktion im Netz erwartet? Oder kommt einem das gerade nur so vor, wie es auch bei myspace vielleicht mal war?

SchwarzMetallerHH:
Bewusst antworte ich jetzt bevor ich den Artikel durchgelesen habe.

Als Facebook-Verweigerer freut mich diese Entwicklung natürlich. Irgendwie.
Wobei mir hier wieder ein Punkt unseres Fortschritts sauer aufstößt, der mich schon an vielen anderen Stellen störte und den ich hier und da auch mal erwähne: mir fehlt in unserer Gesellschaft die Beständigkeit.

Trotzdem halte ich diese Entwicklung für gut. Freuen würde mich die Einsicht der Nutzer, dass FB ein zu großes Dateninstrument in Händen einiger weniger Menschen ist, die damit machen können was sie wollen, und was sie ja auch tun. Es gab ja schon genug Berichte und Echauffierungen zu diesem Thema.

Allerdings denke ich, dass es nicht diese Einsicht sein wird, die wir Ü20, Ü30, ... entwickelt haben weil es Ihnen egal ist, sondern schlicht und einfach wirklich die Langeweile oder auch Überdruss.
Man kennt nun alles, und irgendwie ist es vielleicht doch nervig, ständig alles zu posten und Reaktionen zu bekommen.
Facebook wird diesen Trend natürlich auch erkennen und nachsteuern um User zu halten und trotzdem sind ja immernoch Millionen Menschen aktiv dort und das wird auch so bleiben.
Mal ab davon, dass die Daten der Uninteressierten AUCH da BLEIBEN.

Es gibt in meiner kleinen Welt durchaus anerkannte Standards, die ich nicht mehr in Frage stelle weil die Vorteile einfach überwiegen(ich sag mal Outlook, Word, Windows, das lässt sich beliebig erweitern).
Aber Hypes stören mich trotzdem, und lassen mich oft eben an der Beständigkeit zweifeln.

colourize:

--- Zitat ---Hat Facebook nicht das Potential, alles zu bieten, was man von sozialer Interaktion im Netz erwartet?
--- Ende Zitat ---
Definitiv hat Facebook nicht das Potential wie ein Forum. Um nur einige Ursachen zu nennen:

- Längere Texte lassen sich dort überhaupt nicht diskutieren, was an zig verschiedenen Gründen liegt: Optischer/Technischer Aufbau der Threads, kleine Textfenster, Verschwinden der Diskussionsstränge schon nach wenigen Tagen, Zensur der Inhalte, Verspringen der Kommentare wenn gerade jemand anders gleichfalls darauf reagiert - um nur einige zu nennen.

- Zudem ergibt sich das Problem mit den Klarnamen. Das Trennen der verschiedenen Sphären (Freunde, Bekannte, Kollegen, Familie etc) ist auf Facebook zwar machbar, aber aufwändig. Ist doch viel niederschwelliger, gleich spezialisierte Foren unter einem Pseudonym aufzusuchen. Auf Facebook sind eben auch Leute, mit denen man nicht alles teilen will.

- Monopolisierung von Information ist etwas, was viele Menschen bedenklich finden. Facebook weiß schon genug von mir

- Facebook wird immer unkomfortabler für die einzelnen User: Der User nimmt die Werbung hin, solange sie nicht *zu* stark nervt. Genau das aber ändert sich von Woche zu Woche durch immer aufdringlichere Werbung ständig mehr zum Negativen für die User. Hinzu kommt, dass der User immer weniger Kontrolle über Informationen über sich selbst hat (ich finde es z.B. total scheisse, dass meine Kommunikationspartner sehen können, ob ich eine Nachricht von ihnen bereits gelesen habe oder nicht - ähnliche Überwachungsoptionen nehmen tendenziell weiter zu).

- Weiterhin findet man auf Facebook immer mehr Leute aus dem näheren Umfeld die dort dabei sind, denen man aber eigentlich nicht auch noch virtuell nahe sein will (und die das Ablehnen ihrer Freundschaftsanfrage ggf. als Brüskierung verstehen würden). Also addet man die, schreibt aber immer weniger persönliches dort.

- Nun kommen auch noch Entwicklungen wie Facebook Home hinzu - damit penetriert Facebook quasi seine User und wird dadurch unattraktiver. Das weiß man auch selbst bei Facebook, steckt aber in einem Dilemma: die Facebook-Leute sind fast gezwunden so handeln, weil sie endlich mal Gewinne machen müssen damit der Aktienkurs wieder steigt. Was zukünftig passiert ist leicht vorherzusehen: die Userdaten werden dort zu Geld gemacht solange sie noch etwas wert sind. Facebook wird vermyspacen und die User werden abwandern sobald sich eine Alternative auftut. Der Facebookaccount von vielen wird verwaisen - nicht gelöscht, aber nicht mehr gepflegt. Dadurch wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, denn das einzige was Facebook attraktiv macht, ist dass meine Kontakte dort etwas neues posten.

- Last not least: auf Facebook lernt man keine neuen Leute kennen, sondern tritt nur in Kontakt mit denjenigen, die man schon woanders her kennt. Der definitiv allergrößte Schwachpunkt dieses Konzeptes.

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