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Die andere Sexismus-Debatte (eine männerfeindliche Gesellschaft)

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RaoulDuke:
Eine plötzliche Schlaflosigkeits-Attacke verführte mich zum Mopo-Lesen.

Dort wird berichtet: RAHLSTEDTS MÜTTER: Angst vor dem Kinderschänder. Auf der Homepage wird der Artikel mit "Mütter in Angst" beworben.

Manchmal gibt es so Momente, auf die passen zu Tode zitierte Redewendungen einfach zu gut. Hier passt eine, in der die Ausdrücke "Tropfen", "Fass" und "Überlaufen" vorkommen.

Warum zum Teufel machen sich eigentlich immer nur die Mütter Sorgen, werte Herren Autoren? Ich erinnere mich noch genau, als in den vergangenen Jahren dieser Kinder-Entführer umgegangen ist, der die Kinder aus den Kinderzimmern entführt, vergewaltigt und umgebracht hat. Er kam immer mit einer Maske in die Häuser, in denen sich auch die Eltern aufhielten und schlug irgendwann in unmittelbarer Nähe der Gegend zu, in der die Mutter meines Sohnes und ich in einem Haus wohnten. Ich machte mir große Sorgen, dass das auch bei uns passieren würde, schlief ein paar Nächte sehr schlecht und machte mir allerlei Gedanken, das Kinderzimmer besser zu sichern.

Aber darum geht es mir hier gar nicht. Es geht mir darum, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Frauen die Kümmerer sind, die Sanften, die Einfühlsamen, letztendlich die Guten. Das Weibliche an sich wird immer mehr mit den Werten assoziiert, die unsere Gesellschaft als erstrebenswert erachtet. Das Männliche hingegen sucht den Konflikt, ist übermütig und rücksichtslos, sexistisch und aggressiv.

In Schulen und Kindergärten gelten Jungs, die gerne auch mal raufen und sich wild verhalten, ja schon halb als Problemkinder. Sanftmütig und konzentriert sollen sich alle stets in Gruppen um Zusammenarbeit bemühen, im "Team" das Ergebnis ausdiskutieren und immer viel Verständnis aufbringen. Der ganze schulische Weg, die weiterführenden Ausbildungen und viele Berufe sind mittlerweile von typisch weiblichen Eigenschaften geprägt, mit der Folge, dass wenig überraschend Frauen im Durchschnitt auch den höheren Bildungsstand erreichen. So machen mehr Frauen als Männer inzwischen Abitur.

Das Männliche hingegen wird immer mehr verteufelt, Krisen sind ja schließlich eine typisch männliche Errungenschaft ("Hochmut kommt vor dem Phall - Die Wirtschaftskrise ist vor allem eine Krise der Männer. Im Ernst: Wäre Frauen der ganze Mist passiert?"). Diesen Link habe ich in einem enorm guten Artikel der Zeit gefunden, mit dem Titel Das verteufelte Geschlecht, in dem man sich einen guten Überblick verschaffen kann über den aktuellen Stand der Männerfeindlichkeit, die Bestandteil unserer Kultur geworden zu sein scheint. In dem Artikel werden sowohl die historische Entwicklung als auch der aktuelle Status der Männerverteufelung ausgeführt, der in Aussagen gipfelt wie von der schwedischen Politikerin Ireen von Wachenfeldt, die zitiert wird mit dem Ausspruch "Männer sind Tiere!" und deren Partei eine "Männer-Steuer" fordert.

Also: Sexismus gibt es in unserer Gesellschaft reichlich, und wir Männer bekommen eine gute Portion davon ab, vielleicht insgesamt nicht weniger als die Frauen.

Und zu guter letzt kann ich einem Statement nicht widerstehen: Ich bin gerne ein Mann. Und ich bin gerne so einer, der auf die feministischen Attacken nichts gibt, und sich schon gar nicht zu mehr Weiblichkeit umerziehen lassen möchte (oder gar würde). Die Gesellschaft dürfte aber gerne mal ein bischen weniger sexistisch gegenüber uns Männern sein.

banquo:
als Gegenbeispiel für "Frauen sind die besseren Firmenlenker" braucht man sich ja nur die Karriere von Carlie Fiorina bei HP angucken.

Ich hab da neulich erst ein Buch drüber gelesen - "Backfire", von einem Journalisten namens Peter Burrows. Erfolgreiche Frauen können genauso unfähig sein wie erfolgreiche Männer.
 

PlumBum:

--- Zitat von: RaoulDuke am 12 Februar 2013, 04:19:00 ---...

--- Ende Zitat ---
Vollste Zustimmung! Kann man kaum besser schreiben.

Mutti:
Halt Stop!

Der Genderismus hat herausgefunden, dass Mann und Frau gleich sind, wobei es sich bei Frauen jedoch um die besseren Menschen handelt.

messie:
Wirklich guter Einwand: Warum sollen denn bitte nur Mütter Angst um ihre Kinder haben? Väter haben sie ja doch schließlich auch. (Und, mal ganz nebenbei: Die Mütter kommen in dem Artikel auch nicht gut weg, denn wieso begluckt eine Mutter überhaupt noch eine 21-jährige so, dass diese sie beruhigen muss, erst recht nachdem das Delikt mit einer 14-jährigen, kleiner Unterschied, geschehen ist ...?)


--- Zitat ---Aber darum geht es mir hier gar nicht. Es geht mir darum, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Frauen die Kümmerer sind, die Sanften, die Einfühlsamen, letztendlich die Guten. Das Weibliche an sich wird immer mehr mit den Werten assoziiert, die unsere Gesellschaft als erstrebenswert erachtet. Das Männliche hingegen sucht den Konflikt, ist übermütig und rücksichtslos, sexistisch und aggressiv.
--- Ende Zitat ---

Das passt vor allem in dem Zusammenhang nicht zusammen, weil das Aggressive der Männer von vielen Frauen sehr wohl gewollt ist. Es wird nun einmal nicht nur der treusorgende Familienvater gesucht, sondern auch häufig der Hengst im Bett. Ja, was denn nun? Soll "das Tier im Mann" nun raus oder nicht? Und: Wer sagt denn bitte, dass der Hengst nicht auch einfühlsam sein kann? Und die fürsorgliche Mutter nicht auch Lust hat auf hemmungslosen Sex, der keine Gefangenen macht?

Sexismus ist insofern auch für mich etwas ohne Einbahnstraße. Sowohl Männer als auch Frauen kommen schlecht weg, sobald sie den Rollenklischees nicht entsprechen: Wenn eine Frau mehrere Liebhaber hat dann ist sie eine Schlampe, wenn der Mann zuhause die Wäsche bügelt und Erziehungszeit nimmt ein Weichei. Sowohl das Eine als auch das Andere sagt aber nun einmal nichts über den Menschen aus! Vielleicht ist die Frau ja ebenfalls eine Mutter die ihren Kindern auch sehr wohl Werte von Treue und vor allem Ehrlichkeit vermittelt, und vielleicht ist jener Mann dann doch ein "ganzer Kerl", wenn er sich konsequent für seine Kinder gegenüber nicht sehr einfühlsamem Personal in einer Kita einsetzt?

Und selbst wenn das Altmodische bei Menschen zutrifft: Viele leichthin geschriebene Vorwürfe in der Presse sind dann halt auch schlicht falsch! Natürlich hat ein Mann Angst um seine Kinder, auch wenn er den ganzen Tag über arbeitet und sie deswegen vielleicht grade mal 1 Stunde am Tag in der Woche sieht! Und wenn die Frau zuhause den Haushalt schmeißt heißt das noch lange nicht, dass sie nicht auch rücksichtslos sein könnte. Es gibt genug Mütter die selbst "zu geschafft" für den Haushalt und die Beschäftigung mit den Kindern sind, aber dann dem Mann die Schuld daran geben dass die Kinder abdrehen, weil er ja nie da sei. Aha ...

Ich finde, beides sollte man bei beiden suchen und auch erwarten: Also Einfühlsamkeit wie Leidenschaft, Kümmerer um eigene Kinder und den eigenen Partner, Entscheidungsfreude wie Gelassenheit.
Weder das Eine noch das Andere ist ein Privileg der Frau. Ebensowenig wie es eins des Manns ist.

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